Teil II
Auf dem Nordkalottleden
von Ritsem bis nach Abisko
Einen
Tag bevor ich mich auf den Weg nach Sitasjaure machte, lernte ich Geir und seinen
Freund Ole, zwei Norweger kennen. Sie waren auf großer Tour von Abisko
entlang der schwedischen Grenze bis nach Selbu Wald nahe bei Trondheim. Die
beiden hatten sich fast zwei Jahre auf diese Tour vorbereitet und hatten nun
die erste Etappe Abisko-Ritsem hinter sich. Bis Ende April wollen sie es geschafft
haben. Geir war sehr zweckmäßig ausgerüstet. Er hatte eine größere
Fjellpulka und fuhr einen Ski mit Einklick-Bindung mit einem Stift. Sein Anorak
aus dicht gewebter Baumwolle war garantiert atmungsaktiv und die Kapuze hatte
einen dicken Pelzbesatz, der das Atmen in großer Kälte erleichterte.
Wir fachsimpelten eine Weile herum und dann starteten die beiden zu ihrer Überquerung
des Ahkkajaure. Mir wurde klar, dass ich ausrüstungsmäßig einiges
zu verbessern hatte.
Einen Tag später
lernte ich diese beiden lustigen jungen Männer aus Schweden kennen, die
aus Geldmangel mehr oder weniger eine Plastikwanne als Pulka verwendeten.
Das Zuggestänge war ein Eigenbau aus Holzstangen, die sie mit Stricken
festgebunden hatten. So ging es auch, erfinderisch muss man sein.
Der Himmel war mal wieder
grau und trübe und ab und zu schneite es und ein Whiteout machte mich
fast blind. Na langsam musste ich es doch gewohnt sein. Hauptsache es pfeift
mir kein Sturm um die Ohren, dachte ich und spulte die 20 km ohne große
Begeisterung herunter.
Die Sitasjaure Hütte
liegt am gleichnamigen See auf einer Uferanhöhe. Als ich die Hütte
durch dichtes Schneetreiben zum ersten Mal erblickte, da zeigte mein GPS noch
2,5 km Luftlinie. Na, das müsstest du doch in einer Stunde geschafft
haben. Aber der Wind drehte immer mehr auf Nord und legte auf geschätze
6 bis 7 Windstärken zu. Kopf nach unten konnte ich nur noch den Scooterspuren
folgen. Ich musste durch ein Tal und anschließend wieder aufsteigen.
Die Hütten lagen wie unerreichbare Schlösser weit über mir.
Nach 2,5 Stunden erreichte ich endlich Sitasjaure aber nun hatte ich das Problem,
heraus zu finden welche Hütte nun für mich in Frage kam. Ich stand
also still und spähte von einer Hütte zur anderen, die zum Teil
im Hundertmeterabstand auseinander lagen. Zu dem Schneetreiben kam noch die
Dämmerung, sodass ich immer weniger sah. Da fiel mir an einer Hütte
wie gemalt ein orangener Fleck auf. Als ich näher kam, bewegte er sich.
Nun stellte sich heraus, dass es der Hüttenwirt war, der mich in aller
Seelenruhe beobachtet hatte. Später sagte er mir, ich sei wohl "exhausted".
Auf die Idee, ich könnte nur ganz schlicht seine Hütte nicht erkannt
haben, was er duch einen einfachen Ruf hätte klären können,
ist er leider nicht gekommen.
Das Bild zeigt die Sitasjaure
Hütte, als ich mich am nächsten Morgen auf dem Weg zur Hukejaure
Hütte noch einmal umdrehte. Das Wetter hatte sich gebessert und so war
ich voller Elan, die 20 km zur Hütte ohne große Verzögerung
bewältigen zu können.
Nach
2 Stunden hatte ich ca. 700 Meter Höhe erreicht und kam auf dem Scootertrack
gut voran. Da holten mich ein paar Scooter ein und blieben zu einem Schwätzchen
stehen. Sie fragten mich ganz besonders intensiv, warum ich die Tour allein
machte. Eine gescheite Antwort konnte ich nicht geben und so fragte ich im Gegenzug,
ob sie zum Fischen gingen und auch gleich die Fische grillten? Ja klar, wir
haben alles dabei. Vor allem haben wir genug Bier! Und da lachte er lauthals
und die anderen lachten mit, aber bei mir setzte augenblicklich eine große
Trockenheit in der Kehle ein. Schließlich fuhren sie weiter und ich setzte
meinen Trip fort, an nichts anderes denkend als an ein eiskaltes Bier.
Kurz
vor Hukejaure schnürte ein Fuchs auf dem Kaisejaure von einer Seite auf
die andere. Es war ein großer, prächtiger Rotfuchs mit außerordentlich
buschigem Schwanz. Warum die Füchse hier kein Winterkleid trugen, blieb
mir ein Rätsel.
Wie
anders war doch der Empfang in der Hukejaure Hütte. Der Hüttenwirt
kam auf mich zu, wir begrüßten uns herzlich und dann brachte er gleich
ein großes Glas mit rotem Preiselbeersaft. Eine größere Wohltat
konnte er mir gar nicht erweisen. Schon bald kamen wir ins Gespräch und
freundeten uns an. Er lud mich ein, den nächsten Tag mit zum Angeln zu
gehen. Ich fühlte mich hier außerordentlich wohl und so sagte ich
zu.
Gleich
am nächsten Morgen nahm ich mir den großen Kanister und zog ihn zu
einem 200 m entfernten Wasserloch. Deckel vom Schnee befreien, Schöpfeimer
an der langen Stange bedienen und Kanister füllen und dann den vollen 40
Literkanister zur Hütte hinauf ziehen. Nach der Prozedur war ich helle
wach und hätte eigentlich keinen Kaffee gebraucht. Aber zur Feier des Tages
mischte ich mir ein Tütchen Kakao mit noch einem Tütchen Capuccino
und brühte das ganze mit heißem Wasser auf. Noch Zucker dazu und
zwei Löffel Milchpulver extra, ein großer Dank an die Firma Saliter,
die das großzügigerweise möglich gemacht hatte, und dann schlürfte
ich das Gebräu wie den herrlichsten Trunk der Welt.
Schon bald hat es André,
der Hüttenwirt, eilig, zum Angeln auf den Huke See zu gehen. Löcher
hatte er schon gebohrt und markiert, sodass wir nur noch den Neuschnee zur
Seite schaufeln mussten. Er drückte mir eine kleine Angel in die Hand
und befestige auch einen Köder. Nicht lange und es hatte ein kleiner
Fisch angebissen. Der Erfolg machte mich ganz euphorisch, obwohl wir den kleinen
Kerl gleich wieder in den See zurück beförderten.
André hatte einen
Blinker mit Leuchtdiode. Nicht lange und es biss ein passabler Saibling an.
Nach einer Stunde vergeblicher Angelei war meine Begeisterung verflogen und
ich gab auf. André ließ sich nicht beirren und fing bis zum späten
Nachmittag nur einen etwas kleineren Fisch.
In der Zwischenzeit war
ein weiterer Wanderer dazu gekommen. Adrien war dort in Schweden gestartet,
wo es noch keine Berge gibt, wie er sich ausdrückte. Ziel von ihm ist
der See Torneträsk bei Abisko, wo er sich mit einem Gleitschirm in höchstem
Tempo über den See ziehen lassen wollte.
Nun kam André
vom Angeln zurück und zeigte uns die schnell gebratenen Fische. Uns sollte
das Wasser im Mund zusammen laufen. Aber bei mir rührte sich angesichts
der kleinen Fische gar nichts. Von Natur aus war ich eben kein Angler.
Am
nächsten Tag brach ich schon 6 Uhr morgens auf. Mein Ziel war die Sälka
Hütte. Der mit Wintermatkierung versehen Weg führte mich erst 16 km
ostwärts zum Kungsleden und anschließend 9 km nordwärts zur
Sälka. Als ich von Hukejaure nordöstlich auf das Hochplateau aufsteige,
da zeigt sich schon, dass ich wieder mit eingeschränkter Sicht laufen muss.
Selten sehe ich die umgebenden Felswände und dann auch nur hinter milchigen
Schleiern. So laufe ich Stunde um Stunde durch das Hochtal. Erst als ich auf
den Kungsleden stoße und das eigentlich nur dadurch merke, dass ein Hundegespann
wie von Geisterhand aus dem Nichts erscheint und scheinbar schwerelos nach Süden
weitergleitet. Ich weiß, jetzt bin ich auf dem Kungsleden. Gegen 19 Uhr
erreiche ich die Sälka Hütte und werde gleich umringt von den Hüttenbewohnern,
die mich bestaunen und fragen, wie ich bei diesem Wetter überhaupt durchgekommen
wäre. Diskussionen kommen auf und die Mehrzahl beschließt, egal wie
das Wetter morgen sein wird, auch aufzubrechen. Auch ich werde weiter wandern,
denn die Stimmung ist hier nicht besonders gut. Ich bin auf dem überlaufenen
Kungsleden, der hier auch der Nordkalottleden ist.
14 km bis zur Tjäkta
Hütte, da brauche ich nicht früher als 8 Uhr morgens aufzubrechen.
Der Tjäkta Pass soll von Süden her steiler sein als vonNorden. Na,
denke ich, was zum Kungsleden gehört, kann nicht unpassierbar sein. Auch
wenn die Höhenlinien auf der Karte, vor dem Pass eng beisammen liegen,
so kann der wahre Weg auch serpentinenähnlich nach oben führen,
wie ich ja schon manchmal erlebt habe. Also brach ich hoffnungsvoll und in
gespannter Erwartung auf, vor allem auch, weil ich mich darauf freute, heute
abend in etwa die Hälfte der Strecke nach Abisko zurückgelegt zu
haben.
Einzig das Wetter gefiel
mir mal wieder nicht. Es war der totale Whiteout. Aber nicht nur das. Die
umgebenden Berge waren vom Nebel eingehüllt. Selbst die auf dem Kungsleden
fast immer präsenten Orientierungs-Kreuze verschwanden oft in den wabernden
Wolken. Bestenfalls sah ich Punkte im Nichts, aber oft konnte ich das nächste
Wegkreuz nicht sehen. Es war also äußerst ratsam auch die Andeutung
eines Tracks nicht zu verlassen, da sonst die Gefahr bestand, den Kreuzweg
zu verlieren, was gerade im steilen und unruhigen Berggelände nicht ohne
Gefahr war.
Um die Mittagszeit konnte
ich die Pulka nur noch mit mit äußerster Mühe durch den tiefen
Schnee ziehen. Dann wurde es so steil, das auch das nicht mehr zu schaffen
war. Außerdem schneite es leicht und die Kreuze waren erst in einer
Entfernung von vieleicht 20 Metern erkennbar. Ich befand mich auf alpinem
Gelände mit der Möglichkeit von steileren Felsabbrüchen. Da
ich die Pulka nicht mehr in direkter Liinie nach oben hieven konnte, verfiel
ich auf die Idee, den Hang in Serpentinen zu bewältigen.
Nach nur einer Kehre,
wusste ich nicht mehr wo ich war. Das letzte und das nächste Kreuz waren
verschwunden.Ich halfterte die Pulka ab und nahm ihre GPS-Positoion und machte
mich auf die Suche nach dem Kreuz. Die Gefahr meine Pulka nicht wieder zufinden
war sehr groß, aber was blieb mir anders übrig. Als ich nach längerem
Suchen das Kreuz gefunden hatte, natürlich hatte ich mich auf dem kurzen
Abschnitt verirrt, fuhr ich zur Pulka zurück, nahm den 20 kg schweren
Rucksack aus der Pulka und schulterte ihn. Mit dem Rucksack auf dem Rücken
und der nun leichteren Pulka gelang es mir tatsächlich schräg den
Hang hinauf zu kommen. Kaum hatte ich den Pass wie einen Gipfel erreicht,
da bellten plötzlich Hunde hinter mir. Vor lauter Überraschhung
und Schrecken verlor ich die Balance und stürzte vor den Hunden mit dem
schweren Rucksak und angeschnallter Pulka in den Schnee. Es war schlimm. Die
Hunde fingen an zu heulen wie Wölfe und ich lag mit verdrehter Pulka
und Rucksack fast auf dem Rücken. Es hat mindestens eine Viertel Stunde
gedauert bis ich mich befreit und die Pulka aus der Spur geräumt hatte.
Ich sah dann auch, dass es ein Schlittengespann mit Musher war. Stop, schrie
ich, als er, so schnell wie möglich an mir vorbeisausen wollte. Let´s
make a foto. Der Musher hatte Verständnis und so machte ich meine Kamera
bereit und schoss zwei Bilder in Erinnerung an diese denkwürdige Begegnung.
Kaum
war ich aus der Bahn, da stürmten die prächtigen Hunde wie wildgeworden
davon. Ich begab mich in die Schutzhütte, trank meinen süssen, heißen
Tee und war froh, diese Hürde genommen zu haben.
Nach
zwei Stunden erreichte ich die Tjäkta Hütte. Schon an den aufgestellten
Skier sah ich, dass die Hütte brechend voll sein musste. Als ich die Stube
betrat, dampfte es und der Ofen bullerte. Es herrschte ein Sprachengewirr und
eine Lautstärke, dass man kaum sein eignes Wort verstand. Ein junger Holländer,
der sich nach allen Seiten unterhielt und mal französich, dann wieder englisch
sprach, wendete sich zu mir und fragte in gutem Deutsch, woher ich denn bei
diesem Wetter käme. Die üblichen Reden und dann ging der Kampf um
Töpfe und Feuerstellen los und jeder trat dem anderen irgendwie auf die
Füße.
Am nächsten Morgen
kam die Hüttenwirtin zu mir und fragte mich ganz freundlich, ob ich in
Abisko einen Brief an ihre Tochter abgeben könnte.
Na klar, dauert aber
noch etwas. Weiß sie, aber eine andere Möglichkeit gäbe es
nicht.
Ich verstaute den kostbaren
Brief wasserdicht im Rucksack und machte mich schon bald auf den Weg. Heute
musste es einfach Freude machen, denn der Track führte insgesamt über
15 km leicht abwärts.
So
um die Mittagszeit kamen mir Heerscharen von Skiwanderern entgegen. Man sprach
kaum noch miteinander. Mir zeigte es allerdings an, dass ich wohl die Hälfte
des Weges zurückgelegt haben musste.
Das
Wetter war sich heute den ganzen Tag treu geblieben. Whiteout überall.
Nur wenn die Berge dem Tal des Alise besonders nahe kamen, dann zeigte sich
eine schwarz-weiße Grafik, als handele es sich um eine Fotografie und
nicht um die reale Wirklichkeit. Daß das Realität war, musste ich
bitter erfahren, als ich diesen Steilhang wieder mal nur mit großer Mühe
erklimmen konnte.
Viel
ist zu Alesjaure nicht zu sagen. Fast jede Hütte war gut belegt. Babylonisches
Sprachengewirr und eine omnipräsente Hüttenwirtin, die alles fest
im Griff hatte. Von Hütten-Romantik war das weit entfernt. Ab und zu gesellte
sich mal jemand zu mir und fragte, ob ich alleine unterwegs sei und woher ich
käme. Ich gab Antwort, aber meine Seele war in diesen Hütten nicht
zu Hause, sodass ich mich auf mein Essen, mein Tagebuch und die Eingabe von
Wegpunkten für den nächsten Tag in mein GPS konzentrierte.
Tagesetappe
heute 22 km zur Abiskojaure Hütte. Herrlich, wieder mal die Ruhe des Weges
und die totale Natur genießén nach all dem Hüttenzauber. Lappland
ist eine zauberhaftes Land und der Norden bekommt vielen Menschen wesentlich
besser als ein zu warmes Klima im Süden. Ich fühlte mich sehr wohl
und marschierte auch schon vor 8 Uhr los. So hatte ich das Glück die ersten
3 Stunden allein auf dem Weg zu sein. Dann holten mich schnelle Skiwanderer
ohne Pulka ein. Bald waren sie wieder verschwunden.
4
km vor Abiskojaure ging es dann steil bergab. Mit meiner Pulka suchte ich eine
schräge Hangabfahrt. Es klappte wunderbar. An zu steilen Stellen im Birkenwald,
schnallte ich auch schon mal die Skier ab und lief direkt hangabwärts.
Als
ich diesem Skiwanderer begegnete, der sich seine Pulka aus Holz selber gebaut
hatte, da war es schon vier Uhr nachmittags. Ich fragte ihn, ob er heute noch
nach Alesjaure wolle. Nein, er werde wohl heute Abend sein Zelt aufbauen. Da
staunte ich nicht schlecht, wie er sich ohne Eile und mit minimaler Ausrüstung
auf den Weg machte.
Abiskojaure,
die letzte Station vor Abisko. Wieder herrschte Hochbetrieb. In der letzten
Stunde hatte das Wetter aufgeklart und es zeigte sich stellenweise blauer Himmel.
Nach dem Abendessen machte ich noch einen Spaziergang zum Abisko.
Ein
schöner Blick nach Norden in das Tal des Abisko. Überraschenderweise
gab es hier nicht soviel Schnee. Zudem waren Fluss und See nicht vollständig
zugefroren. Die Nähe Abiskos, dem niederschlagsärmsten Ort in Schweden,
machte sich bemerkbar.
Eine
Gruppe Finnen hatte in unmittelbarer Nähe zur Hütte ihre Zelte aufgebaut.
Kein Hilleberg drunter, alles Fjällräven. Die Art der Zelte zeigte,
das im Winter das Zelt ruhig ein wenig größer sein konnte.
Letzte
Etappe nach Abisko. Man spürt, dass man sich im Abisko National Park befindet.
Erst geht es am östlichen Seeufer vorbei und dann durch leichte gewelltes
Hügelland. Ich komme gut voran und bin beflügelt, endlich die allseits
erwähnte Turiststation Abisko zu sehen, scheinbar die Drehscheibe des Tourismus
im nördlichen Lappland.
Am
frühen Nachmittag endlich, konnte ich bei mildem Sonnenschein den See Torneträsk
erblicken. Es war eine Wohltat. Endlich schien die Sonne und ich konnte ungehindert
auf den See und die Berge schauen. Trotz aller Wetterunbill kam ich zu dem Resumee,
dass meine Tour von Kvikkjokk nach Abisko durch schwedisch Lappland, abenteuerlich
und erlebnisreich war. Ich fühlte mich erholt und gedachte im Stillen die
Tour auf dem Nordkalottleden fortzusetzen.
Aber nun hieß es
erst mal für Untekunft sorgen, Formalitäten erledigen und das Paket
abholen, dass ich in Ritsem telefonisch in Deutschland geordert hatte. In
dieser Staation ging es zu wie in einem Bahnhofshotel, außer, dass der
Gast hier mit Rucksack und Skiern kam. Hier wurde ich gleich nach meiner Buchungsnummer
gefragt und als ich die natürlich nicht sagen konnte, tat man, als habe
man nun ein großes Problem. Erst als ich intervenierte mit der Bemerkung,
wenn einer von Kvikkjokk nach Abisko läuft, wird er wohl nicht auf den
Tag genau sagen können, wann er ankommt, da bekam ich ein STF-Zimmer
für Wanderer.
Als ich dann noch nach
meinem Paket aus Deutschland fragte, herrschte große Ratlosigkeit weil
es nicht zu finden war. Es wird morgen kommen hieß es. Aber um es gleich
vorweg zu sagen, es kam nicht und ich wartete und wartete und es war trotz
intensivster Nachfrage nicht zu finden. Leider war ich auf das Paket, wegen
einiger Lebensmittel, angewiesen. Wollte ich noch etwas unternehmen musste
ich warten. Nach 4 Tagen hoffungslosen Wartens kam ich auf die seltsame Idee
in Abisko selbst im Supermarkt nach einer Poststelle zu fragen. Volltreffer!
Hier im Supermarkt wurden Pakete der deutschen Bundespost ausgeliefert. In
einem dunklen Verschlag lagen allerhand Pakete rum. Die gute Dame die sich
peinlich genau meinen Ausweis zeigen ließ, teilte mir mit es sei nichts
da. Ich insistierte und siehe da, das Paket mit dem gelben Aufkleber und der
Adresse Abisko Turiststation wurde doch noch von ihr gefunden.
Blue
Jay, der Lebenskünstler aus Südamerika, kühlt sich nach dem Saunabesuch
am Fenster bei -8 ° C ab. Wir freundeten uns ein wenig an und hatte gute
Gespräche über die Kunst richtig zu leben.
Das
ist das berühmte Tor nach Lappland, in Liedern besungen, in Geschichten
ist es das Tor in die persönliche Freiheit, für die Lappen ein Symbol
ihres Landes. Hier noch ein gemaltes Bild in dramatischer Überhöhung.
Das
berühmte, etwas pompöse Eingangstor zum Kungsleden.
Der
Canyon des Abisko kurz vor der Mündung
Auf
einem Felsvorsprung iam Canyon des Abisko fand bei ca. -6° C eine Hochzeit
statt. Ich stieß zufällig nach einer kleinen Wanderung Richtung Björkliden
dazu und bewunderte die stramme Haltung des Bräutigams mit seinem dünnen
Anzug.
Abisko
Turiststation im Abendsonnenlicht.
Nachdem
ich nun endlich mein Paket aus Deutschland erhalten hatte, packte ich meine
Pulka neu, schickte einige Sachen mit der schwedischen Post, genauer gesagt
mit Bussgods nach Kiruna und plante noch ein Stück auf dem Nordkalottleden
Richtung Norwegen weiter zu gehen. Alzu optimistisch war ich nicht, weil ich
befürchtete, dass nach der kostbaren Schönwetterphase, während
der ich ja auf mein Paket wartete, ein Wetterwechsel kommen musste. Ein letzter
Abendspaziergang, bevor ich morgen weiter wanderte.
Teil II