Freitag, 20. April

6. Tag: Start 9.15 Uhr Neydens, Ankunft 20 Uhr Yenne, 95 km

Weg: Neydens, Charly, Contamine, Frangy, D 31 Designy und Clermont, D 57 Seyssel, Ruffieux, D 9921 an der Rhone entlang nach Yenne

Versuche in aller Frühe das Zelt abzubrechen und zu packen. Der Engländer soll seinen Weg nach Dijon alleine finden. Der Campingwart, der mich heute morgen schon längst entdeckt hatte, mißtraut mir anscheinend und bittet mich ziemlich unwirsch zur Rezeption. 10 EUR soll ich für diese Nacht zahlen. Also doch kein Nepp. "Ja natürlich, ich komme gleich." Wortlos zieht er wieder ab. Aber in der Rezeption finde ich meine Geldbörse nicht. Der Schweiß trat mir auf dieStirn. Jetzt wurde es peinlich. Der Campingwart lächelte vor sich hin, als hätte er das schon vorausgesehen. Ich konnte es nicht fassen, Geld, Scheckkarte, Personalausweis, Führerschein, und vieles mehr einfach weg. Bleich, nervös, fahrig setzte ich mich auf einen Stuhl und bat um Geduld. Jetzt lächelte der Campingwart nicht mehr. Da kam mir die Erleuchtung. Ich hatte das Portemonay in Lausanne untypisch in einer Seitentasche des Rucksacks verstaut. Nun schaute der Campingwart geschäftig zufrieden drein und ich hatte meine und die Ehre der Pilger gerettet.

Ich hatte mir vorgenommen Frankreich auf dem Jakobsweg, dem großen Wanderweg GR 65, zu durchqueren, wenn das nur irgendwie möglich wäre. Also begann ich schon hinter dem Campingplatz, nach dem GR 65 zu suchen. Mein kleiner gelber Reiseführer gab ua. folgende Beschreibung: : "Von der Kirche von Neydens folgen Sie der D 178 600m Richtung Südosten bis zum Weiler Forge. Hier gehen Sie rechts und dann gleich wieder links auf kleinen, ansteigenden Straßen. An der Kreuzung biegen Sie links und dann gleich wieder rechts ab und gelangen nach einer Kapelle zur D 145."

1 Stunde lang versuchte ich auf kleinen ansteigenden Straßen, steilen Feldwegen, unauffindbaren Abbiegungen, unsicheren Entfernungsangaben mal rechts, mal links dem Jakobsweg zu folgen. Manchmal sah ich die Muschel und manchmal war sie verschwunden. Meistens konnte ich den Weg nicht befahren und musste schieben. Im besten Falle war die Strecke für einen strammen Mountainbiker ohne Gepäck geeignet. Als ich mir bei verschiedenen Kapellen nicht im klaren war, welche ich nun vor mir hatte, gab ich entnervt auf und radelte auf der Landstraße nach meiner Michelin Karte weiter.

Nach Charly war ich mitten drin in einer der bezauberndsten Hügellandschaften Frankreichs. Der Frühling hatte Einzug gehalten. Überall roch es nach Flieder und Lupinen. Die Kirschen blühten, die Wiesen waren mit gelbem Löwenzahn bedeckt, die Bäume erstrahlten im ersten Grün und der Kuckuck rief unermüdlich durch die Wälder. Zum ersten Mal auf dieser Reise wich eine gewisse Spannung von mir. Ich freute mich von ganzem Herzen unterwegs zu sein. Es war wie im Sommer. Blauer Himmel, strahlende Sonne und über der Straße flimmerte die Luft. Mich umstrich ein angenehm lauer Fahrtwind. So machte das Radeln Spaß.

Allerdings ging es unermüdlich bergauf und bergab. Zur Mittagszeit herrschten subtropische Temperaturen. Erst kam der Durst, dann kam der Hunger und das Treten auf den steilen Anstiegen ging immer schwerer. Ich sah kaum Menschen und schon gar keinen Einkaufsladen oder ein Restaurant. Eine dünne verhärmte Frau mit einem schmuddeligen Kind auf dem Arm, erklärte mir freundlich den Weg zur Pfarrei. Leider verstand ich ihr Französisch nicht gut, hatte aber den Eindruck, sie wollte etwas vom Segen eines Pilgers abbekommen. Nach langer Suche fand ich am Dorfrand das Haus des Pfarrers. Unglücklicherweise hatte ich seinen Mittagsschlaf gestört, was er mir aber nicht übel nahm, sondern mir schnellstens den Pilgerpass abstempelte und mit dem Hinweis, ich solle ihn nicht aufhalten, die Tür öffnete. Recht hatte er, vieleicht hätte ich in dieser Situation auch keine Lust gehabt, mich mit einem holprig französisch sprechenden Pilger zu unterhalten.

Den ganzen Nachmittag ackerte und rackerte ich bei flimmernder Hitze durch die Berge. Ab Seyssel fiel mir das Radeln leichter. Später ging es mehr oder weniger durch flaches Land an der Rhone entlang bis nach Yenne. Hier hatte ich auf einen geöffneten Campingplatz gehofft. Pech, die Saison hatte noch nicht begonnen. Ich kaufte in Yenne noch Rotwein, Bier, Steaks und Spagetti und suchte mir dann an der Rhone eine schöne Parkbank. Richtig romantisch war es hier. Ich kochte Spagetti, briet meine Steaks und trank besten Rotwein. Es wurde eine wundervolle Mahlzeit. Als die Dunkelheit einsetzte, baute ich nicht weit von der Parkbank entfernt mein Zelt auf. Doch nachts weckten mich Stimmen unmittelbar neben mir. Auf der Parkbank hatte sich ein Liebespaar niedergelassen. Au weia, die hatten in der finsteren Nacht mein Zelt nicht gesehen. Ich versuchte weiter zu schlafen, aber es ging leider nicht..

 

Sonnabend, 21. April

7. Tag: Start 7.15 Uhr Yenne, Ankunft 18 Uhr Faramans, 83 km

Weg: Yenne, Balme, St. Genix, Romagnieux, les Abrets, D 73 le Grand-Lemps, la Cote-St. André, Faramans

Über der Rhone schimmert ein erster Morgenstreif. Gründliche Morgentoilette am Flussufer. Es ist bitter kalt und der Tau fällt so dicht nieder als würde es regnen. Die Finger sind steif und das Zelt ist pitchnass. Als der Morgennebel über dem Wasser aufsteigt, kann keiner mehr ahnen, dass hier ein Zelt gestanden hat. Etwas später irre ich durch Yenne und hoffe ein Cafe zu finden, wo ich frühstücken kann. Die Stadt schläft noch. Auch die Kirche, an der sich das erste Morgenrot bricht, ist noch geschlossen. Ein junger Franzose beobachtet mich, fragt ob er helfen könne. Als ich St. Genix sage, begleitet er mich bis zum Stadtausgang. Hungrig, frierend und müde radle ich erst nach Balme und dann an der Rhone entlang nach St. Genix.

In St. Genix will ich mir einen Stempel holen. Eine alte Frau, die ich nach dem Weg zum Pfarramt frage, sagt: "Der Pfarrer hat keine Zeit. Er bereitet seine Messe vor." Letztlich dränge ich sie mich zum amt zu führen. Der Pfarrer ist ein Schwarzer, wahrscheinlich aus Afrika. Freundlich hört er mein Anliegen, reicht mir einen Stempel und wendet sich sofort wieder seiner Arbeit zu. Danke, alles klar. Ich komme mir vor wie ein Dieb, der den Pfarrersleuten die Zeit stiehlt.

In Romagnieu finde ich endlich eine schöne Parkbank im Schatten einer Dorfkirche. Ich koche mir eine Riesentasse Kaffee und frühstücke ausgiebig dick belegte Käse- und Schinkenbrote. Heute wird es wieder sehr warm. Ich fühle mich unbeobachtet und schlafe auf der Bank im Sitzen ein. Unglaublich erfrischt wache ich auf, packe schnell meine Sachen und ziehe weiter.

Die kleine Straße nach Les Abrets ist mit steilen Bergauf- und Bergabfahrten gespickt. Danach gehts auf der D 73 durch mäßig gewelltes Hügelland bis La Cote-St. André. Auf meiner Suche nach der Kirche spricht mich auf der Straße ein älteres Ehepaar an, das mich genau nach meiner Reise befragt. Die beiden Leute wollen alles wissen und loben mein Französisch. Dass ich schon so weit gefahren bin, wollen sie kaum glauben und raten mir aus reiner Fürsorge, hier zu bleiben. Auch in der Kirche werde ich angelächelt und angesprochen. Es sind Menschen, die mich mit dem Auto überholt haben und nun etwas über meine Reise wissen möchten. Ich suche mir eine Bank am Pfeiler und lausche den Orgelklänge der jungen Leute, die hier für eine Vorstellung üben.

In Faramans entdecke ich einen schönen Campingplatz und beende für heute meine Tour. Da ich glaubte, es sei heute Freitag, hatte ich nur wenig Essen eingekauft. Aber es reicht. Steaks, ein wenig Brot und Rotwein, was wünscht sich ein Pilger mehr. Der Abend war wundebar warm und lau. Ich wusch noch schnell die Wäsche. Doch dann war Feierabend. Bis in die Nacht saß ich auf einem bequemen Plastikstuhl mit ausgestreckten Beinen und trank meinen Rotwein. So vergaß ich die Mühsal und Anstrengung des heutigen Tages.

 

Sonntag, 22 April

8. Tag: Start 10.15 Uhr Faramans, Ankunft 19 Uhr St Sauveur, 80 km

Weg: Faramans, D 51 Bellegard, La Capelle de Surieu, Assieu bis D 131, über Autobahn, auf N 7 nach Süden, Feldweg rechts ab nach Clonas Vareze, N 86 bis St Pierre de Boef, durch George du Maleva D 503, Bourg Argental, St Sauveur en Rue Campingplatz.

Nach einer guten Nacht genieße ich den warmen Morgen und die gepflegte Athmossphäre diese Campingplatzes. Am liebsten würde ich hier noch einen Tag bleiben, aber die Pilgerehre gebietet mir, jeden Tag neu aufzubrechen, um dem Ziel Santiago de Compostela näher zu kommen.

In den Büchern wird dem Pilger meist eine leichte Welt vorgegaukelt. Die Nichtpilger könnten meinen, es ginge bei dem Jakobsweg vor allem um Kultur, Besichtigungen, schöne Gespräche, denkwürdige Stätten und Sehenswürdigkeiten. Das wird dem Nichtpilger auch unterschwellig mit dem geflügelten Wort, "Der Weg ist das Ziel", eingeblasen. Aber Pilgern ist hart und fordert Kraft und Anstrengung, für die Kultur bleibt da oft nur wenig Zeit und Muße übrig. Der Pilger ist froh, wenn er sein gestecktes Tagesziel erreicht. Denn es ist ein langer Weg nach Santiago. Die Erlebnisse und persönlichen Erfahrungen werden geprägt durch den Willen, Santiago zu erreichen. Santiago ist das Ziel und ohne Santiago gäbe es den Weg nicht.

Merke sofort, dass ich gut drauf bin und radle schnell durch den frischen Morgen. Ein herrlicher Tag. Überall duftet es nach Flieder. Radrennfahrer pfeifen durch die Zähne, wenn ich mal mit einem lange mitgehalten habe, bis ihm das zu bunt wird und er mir ruck zuck am Berg enteilt. Hinter Bellegard kleiner Abstecher auf Schotterweg nach Capelle de Saluettes. Dort treffe ich Hannah, eine Pilgerin zu Fuß, die von mir ein paaar Bilder macht. Auf dem kleinen Stück geschotterten Jakobsweg muss ich erkennen, dass ich ihn nicht mit meinem Fahrad fahren kann. Oft ist er zu steil und holprig. Die kleine Kapelle wird renoviert, trotzdem halte ich kurze Andacht. Eine ältere Frau rät mir, meinen Pilgerpass in St Romain de Surieu vom Bürgermeisteramt stempeln zu lassen. Das ist heute am Sonntag möglich, da zur Wahl des französischen Präsidenten, die Wahllokale geöffnet sind.

Schnelle Abfahrt ins Rhonetal. Die Sonne brennt mittlerweile gnadenlos, das Land flimmert in der Hitze und ist ausgedörrt. Leider gibt es hier keine Brunnen und ich leide Durst. Ab St. Piere de Boef geht es in die Berge von Vivarais. Der Anstieg durch die Schlucht von Maleva ist gnadenlos. Noch habe ich Kraft. Immer wieder mache ich mir klar, dass es mein Pilgerweg ist und dass ich das durchstehen muss. Aber ich leide ernsthaften Durst. Vor Lupe kann ich nicht mehr und frage eine junge Frau über den Zaun hinweg nach Wasser. Sie hat mich schon beobachtet, gibt mir sofort freundlich eine Wasserflasche. Anschließend bittet sie mich ins Haus. Hier bekomme ich eisgekühltes Wasser mit schwarzem Johannesbeersaft. Auch ihr Mann ist sehr freundlich und befragt mich nach meiner Reise. Dass ich bis Santiago fahren will, ist bei ihnen mit der Vorstellung eines Leidensweges verknüpft. Hier werde ich wirklich als Pilger behandelt und danke ihnen von ganzen Herzen. Als ich mich verabschiede, bitte ich um Segen für die Leute und das Haus.

Mehr oder minder fahre ich bis zum Abend in glühender Sonne nur bergauf. Ab und zu geht es auch mal steil bergab, aber das muss ich durch lange Bergauffahrten bitter büssen. Immer öfter steige ich ab und schiebe das Fahrrad. Kurz vor Sauveur frage ich noch einmal nach Wasser. Die Leute zögern nicht. Hinter St. Sauveur en Rue finde ich einen einfachen Campingplatz in den Bergen. Die Wirtsleuten nehmen mich freundlich auf. Sie verkaufen mir Ravioli und Koteletts und die Frau fragt, ob sie mir das fertig bereiten könne. Ich bin gerührt.

22.30 lege ich mich schlafen, denn ich bin müde, schrecklich müde. Es ist ruhig auf dem Campingplatz. Nur der nahe Bach aus den Bergen rauscht. In meinem Körper steckt die Sonnenglut des Tages und so träume ich von sprudelndem, kristallklarem Wasser, an dem ich meinen Durst löschen kann.

 

Montag, 23. April

9. Tag: Start 9.15 Uhr St. Sauveur, Ankunft 19 Uhr Le Puy en Velay, 100 km

Weg: St. Sauveur, Pass Tracol 1030 m, bergab bis Dunieres Industriestadt, Montfaucon, Yssingeaux, auf Umwegen zur D 103 nach Retournac, an der Loire entlang bis le Puy en Velay

Die Nacht war kalt, 6 Uhr aufgestanden und schon gleich waren die Finger vor Kälte steif. Vor der Weiterfahrt will ich nach Sauveur zurückfahren und den obligatorischen Stempel holen. St. Sauveur ist verschlafen, irgendwie liebenswert. Als ich sehe, dass der Bäcker schon geöffnet hat, kaufe ich dunkles, frisch, knuspriges, warmes Brot. Noch draußen vor der Tür breche ich eine Ecke ab und verspeise den Leckerbissen. Sonst ist kein Laden offen. Auf dem Bürgermeisteramt bekomme ich sachlich und unprätentiös einen Stempel in den Pass. Ich spüre, dass man das nicht auf die leichte schulter nimmt.

Meine Wirtsleute Piere und Josianne laden mich zum Frühstück ein. Sie haben den Campingplatz von der Stadt gepachtet und hoffen darauf, dass das Unternehmen segensreich wird. Unglaublich wie gut mir ihr Kaffee schmeckt. Gemeinsames Bild, dann Abschied, dabei wäre ich so gern geblieben.

Gleich morgens Quälerei den Berg hoch. Die Beine tun mir weh. Die Steigung nimmt einfach kein Ende. Auf dem Pass Tracol komme ich mit einem Rennradfahrer ins Gespräch. Auf einmal schenkt er mir seinen in Alufolie eingewickelten Kuchen. Ich ziere mich, lehne ab, da ist er fast beleidigt. Viel später esse ich den gut schmeckenden Kuchen, den ihm seine Mutter gebacken hat und danke dem Fahrer und em Herrn.

Das Wetter kommt mir heute entgegen. Es ist sonnig, etwas bewölkt und frisch. Doch die Bergauffahrten bleiben eine Tortur. Immer häufiger muss ich absteigen, es ist deprimierend. Die Bergabfahrten bei Tempo 70 km/Stunde sind auch nicht immer ein Vergnügen. Vorsichtshalber vermeide ich kilometerlange Dauerbremsungen. Rennradfahrer raten mir durch das Loiretal nach Le Puy zu fahren, durch das Meygal Massiv wäre einfach zu anstrengend. Das würden nicht einmal sie machen.

Vor Issingeaux verfahre ich mich gnadenlos. Als ich eine Gruppe von älteren Frauen und Männern frage, wie ich zur D 103 käme, da setzt zwischen allen Beteiligten ein erbitterter Wortstreit ein. Jeder will mir helfen, aber es waren 4 Meinungen und 4 verschiedene Wege. Also fahre ich nach eigenem Gutdünken nur nach Sonnenstand und Himmelsrichtung auf den steilsten Sträßchen um Issingeaux herum. Aber dann geht es auf der D 103 meist bergab fast bis zur Loire. Kurz vor der Loire wieder diese Berganstiege, was nach langen Abfahrten besonders weh tut. Bin fast apathisch. Auf der flachen Strecke an der Loire erhole ich mich zwar etwas, muss aber trotzdem immer wieder halten und Pause machen. Die Schönheit des Loire Tales habe ich nur bedingt genossen. Es ist auch nicht so romantisch hier wie man sich immer vorstellt. Ich fühle mich als Pilger, der le Puy als wichtiges Etappenziel noch heute erreichen will.

Nun bin ich endlich in Le Puy en Velay. Es ist schon beeindruckend, was man hier alles auf die spitzen Bergkegeln gebaut hat, Kirchen und eine monumentale heilige Jungfrau. Das musste doch damals alles mühsam da hoch geschleppt werden. Mein Campingplatz liegt am Fuß der steil in den Himmel aufragenden Felsnadel, auf deren Spitze die Kirche St. Michel thront. Ich baue mein Zelt auf der Wiese auf, setze mich ins Gras und brate mir ein Steak. Ich fühle mich unendlich wohl und erhole mich langsam von den Strapazen. Auf dem Platz stehen viele Wohnmobile, hinter deren Gardinen ich beobachtet werde. Schließlich kommt ein älterer Mann mit Bart auf mich zu und sagt: "Das ist doch toll, so vor dem Zelt zu sitzen und ein Steak essen. Bist du Pilger?" "Ja, ich bin auf Pilgerfahrt." "Nach Santiago?" "Ja, ich versuchs." "Das hab ich schon gemacht. Von wo kommst du?" "Vom Bodensee, direkt." "Und wie lange hast du gebraucht? " "Knapp 10 Tage." "Das habe ich auch gebraucht. Und wie lange brauchst du bis zu den Pyrenäen?" "Ich denke 7 Tage." "Ja, das habe ich auch gebraucht. Und durch Spanien?" "Vieleicht auch 7 Tage." Genau, das habe ich auch gebraucht. Ich hab das ja schon hinter mir." "Na toll, ich komm nachher mal, du kannst mir bestimmt einige Tips geben. Wo ist dein Wohnmobil?" "Ach da hinten." dabei zeigte er auf eine Menge von vieleicht 25 Wohnmobilen." Dann ging er und ich konnte in Ruhe weiter essen.

Mir kamen Zweifel, ob er wirklich schon bis Santiago gepilgert sei oder hat er mir nur nach dem Mund geredet? Aber warum tat er das?

Es ist schon Nacht, als ich auf den Berg zur Kathedrale wandere. Ich erkunde den Weg, weil ich morgen früh 7 Uhr die Pilgermesse besuchen will. Alles ist sehr beeindruckend wie im Mittelalter, die dicken Steinmauern, die groben Tore, das runde Kopfsteinpfllaster. In den dunklen Gassen hallt mein Tritt wieder. Ich höre richtig das Geklapper der Pferdehufe eines zum Kardinal eilenden Ritters. Die Mission soll geheim bleiben.

Noch bis spät in die Nacht setze ich mich vor mein Zelt und trinke Rotwein. Auf dem Platz ist es ruhig. Immer wieder schaue ich zur Kirche St. Michel hinauf, die dort oben wie ein Märchenschloss angeleuchtet wird.

 

Teil 3 Durch Frankreich von Le Puy en Velay bis St. Jean Pied de Port
Eingangsseite zum Pilgertagebuch

Tagebuch meiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg

mit dem Fahrrad

von Markdorf (Bodensee) nach Santiago de Compostela

Copyright Klaus Goerschel

Teil 2

Durch Frankreich von Neydens/Genf bis Le Puy-en-Velay