Ende Januar 2009 fragte mich Sven: "Klaus, hast du Lust mit zu kommen? Wir machen im März eine Skitour durch´s Sylarna Gebirge, von Hütte zu Hütte, auf Langlaufskiern, mit Rucksack." Ich war begeistert. Zufälligerweise hatte ich für diesen Winter eine Skitour mit Pulka in Norwegen durch die Hardanger Vidda geplant. Natürlich wie immer allein. Nun sprach Sven vom Club und dass es mit mir 4 Mann wären. Na toll. Ich sagte zu. Endlich einmal nicht allein sondern in der Gruppe. Das versprach nette Gesellschaft in den Hütten mit Unterhaltung an den Winterabenden, aber auch Arbeitsteilung und so etwas ist nicht zu unterschätzen.

Anfang Februar kramte ich meine Winterexpeditionssachen aus Keller und Kisten. Bis Ende Februar hatte ich zwei Tests unternommen, um zu entscheiden, ob ich den E99 oder den breiteren E109 Langlaufski mit Stahlkante nehme. Auch eine kleine Fjellpulka, in die ich nur einen Rucksack legte, hatte ich getestet. Ebenso versuchte ich mir ein Gefühl zu verschaffen, wie es sich über 4 Stunden mit einem 20 kg Rucksack auf Skiern laufen lässt. Leider konnte ich meine Versuche wegen erheblicher Lawinengefahr nur in relativ flachem Gelände starten.
Mein Fazit: Ich entschied mich für den E109, weil man mit ihm bei Neuschnee nicht so tief einsinkt. Obwohl der Transport eines Rucksacks in einer Pulka eine große Annehmlichkeit ist, entschied ich mich gegen sie, weil das Ziehen einer zu kleinen Pulka durch Tiefschnee sehr mühsam ist.
Was die Nahrung betrifft, so mischte ich mir für jeden Tag ein Müsli mit Milchpulver. Für das abendliche Hauptgericht stellte ich mir einen Kanon Maggi und Knorr Fertigsuppen zusammen und legte für jede Mahlzeit 2 Landjäger dazu. Als Trailmüsli kaufte ich verschiedene quadratische Schokoladen, Nüsse und Rosinen.
Als ich schlussendlich meine Rucksack für den Ernstfall packte, kamen 20 kg zusammen. Das war das Grenzgewicht, schwerer durfte der Rucksack nicht werden.

Am 15. März flogen wir von Hamburg nach Trondheim. In Oslo hieß es umsteigen, aber das wäre eigentlich nicht der Rede wert gewesen, wenn wir nicht unser Gepäck hätten abholen müssen. Das war unüblich. Eine kleine Katastrophe, wer das vergessen sollte.

Moni, Sven, Roland und Klaus

Skitour von Hütte zu Hütte durch das norwegische Sylarna

Teil 1

Bericht und Bilder, wenn nicht anders bezeichnet von Klaus Goerschel

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Die erste Nacht wollten wir in einem Gästehaus in Ersgart verbringen, bevor es dann am nächsten Tag losgehen sollte.

Am nächsten Morgen stellten wir in aller Deutlichkeit fest, dass in der Umgebung von Trondheim nur wenig Schnee lag. Die Temperatur pendelte um die Nullgradgrenze. Aber die freundlichen Wirtsleute beruhigten uns. Weiter im Landesinneren auf 200 m Höhe läge genug Schnee. Sie stopften Rucksäcke und Skier in einen Pkw-Kombi und brachten uns zu einem Parkplatz 1 km östlich von Vindsmyra.

Auch hier bewegten sich die Temperaturen nur leicht unter Null. Nun stellte sich raus, dass ich der Einzige war, der mit Schuppenskiern fuhr. Denn die erste Amtshandlung meiner Mitstreiter war eine eingehende Diskussion, mit welchen Wachssorten Steig- und Gleitzone der Glattskier gewachst werden sollten. Irgendwann war das Problem vom Tisch und wir schulterten unsere Rucksäcke. 20 kg auf Langlaufskiern, das war nun wirklich gewöhnungsbedürftig.


Montag, 16.März 2009
Start Parkplatz:........................32V 06 04722..........7024953..........450 m Höhe
Ankunft Kvitfjellhytta:...............32V 06 12870...........7025946..........511 m Höhe
Tagestrip ca. 13 km


10.30 Uhr waren wir dann startklar, schulterten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg. Stimmung war bestens. Auf einer pistenähnlichen Straße, auf der es zum Teil auch eine Loipe gab, ging es schon bald zügig bergan. Meine Schuppen griffen gut. Bergab allerdings glitten meine Kameraden problemlos an mir vorbei. Bis zur Mittagspause so gegen 13 Uhr hatten wir zügig schon einige Kilometer zurückgelegt. Es blieb grau und bedeckt, aber die Temperatur fiel auf -1 bis -2 Grad und es wehte ein leichter Wind. Erst am Nachmittag lockerte die Wolkendecke örtlich auf. Für kürzere Augenblicke strahlte die Sonne dann über die verschneite Winterwelt. Die Piste wand sich über viele kleine Hügel mal in steilen Rechts- und dann wieder in Linkskurven ziemlich genau nach Osten. Bei Harstadvollen kleine Pause. Um uns herum war alles tief verschneit. In vollkommener Ruhe und Reglosigkeit verharrten die Tannen. Der Schnee funkelte und glitzerte in der schräg einfallende Nachmittagssonne. Na, davon hatten wir doch immer geträumt.

Es dämmerte schon ein wenig als wir über einen kleinen Pfad zwischen den Tannen hindurch kurz nach 17 Uhr die Kvitfjell Hütte erreichten.

Im Gästehaus in Ersgard in der Nähe von Trondheim haben wir die erste Nacht verbracht.
Auf dem Parkplatz kurz nach Vindsmyra startet unsere Skitour.Stimmung ist bestens.
Anfangs war der Himmel bedeckt, später klarte es dann auf.
Abseits der Piste liefen wir noch durch tiefen Schnee als plötzlich Kvitfjellhytta auftauchte.
Bild Sven
Bild Sven

Dienstag, 17.März

Start Kvitfjellhytta:...............32V 06 12870............7025946............511 m Höhe
Ankunft Prestoyhytta:...........32V 06 17400.............7019940............598 m Höhe
Tagestrip ca. 14 km

Kurz vor 7 Uhr stapfte ich durch tiefen Schnee zur WC-Hütte. Es hatte die ganze Nacht geschneit. Ich schätzte 30 cm Neuschnee waren gefallen und es schneite immer noch in dicken Flocken. Aber es war nicht kalt. Das Thermometer zeigte +1 Grad C.

Nach einem gemütlichen Frühstück, bei dem sich jeder ordentlich Müsli auf den Teller schüttete und einem ausgiebigen Snack, über die Gefahren des heutigen Trips wegen des starken Schneefalls und der schlechten Sicht, brachen wir endlich gegen 11.15 Uhr auf. Ein völlig unberührtes Gelände lag vor uns.
Sven spurte als erster den Trail über leicht hügeliges Gelände direkt nach Süden. Selbst die wir nachfolgten, der nasse, schwere Schnee strengte auch uns sehr an. Ein ziemlich starker Nordost frischte auf. Wegen der schlechten Sicht kontrollierten wir oft Position und Kurs mittels GPS. Die Gruppe stapfte heute ziemlich schweigsam durch den Schnee. Nur mit einem Arm abgestützt, musste ich höllisch aufpassen, nicht zu stürzen. Trotzdem fühlte ich mich sehr wohl und genoss diese unvergleichlich reine Luft und den Schnee, der uns einhüllte wie Watte.
Nach einer knappen Stunde Marsch nach Osten bogen wir nun nach Süden ab in ein unruhigeres Gelände. Es ging bergauf und bergab und so manches mal mussten wir einen Hügel breit nach links oder nach rechts vom Kurs abweichen. Jeder führte einmal. Den letzten Kilometer mussten wir bergan steigen und diesmal ging Moni tapfer voraus. Kurz vor 18 Uhr erreichten wir nach anstrengendem Marsch die Prestoy Hütte.

 

Schnell runter mit den Rucksäcken. Um die kleine Hüttenansammlung türmten sich hohe Schneeberge auf. Wir arbeiteten uns über einen Schneewall zur Eingangstür hinunter. In weiser Vorsehung hatte man sie überdacht. Roland öffnete nach Art eines Zeremonienmeisters das Schloss mit dem mitgebrachten Schlüssel. Und dann ging alles ganz schnell. Sven und Roland holten frisches Wasser, ich heizte den Ofen und Moni inspezierte die Vorratskammer und das Küchengeschirr. Eine Stunde später saßen wir am Tisch und löffelten herrlich schmeckende Spaghetteria Tütensuppen in uns hinein. Als wir dann mal wieder nach draußen schauten, war es schon stockfinster und es schneite in dichten Flocken. In der Hütte war es mollig warm. Ein herrliches Gefühl so in der unwirtlichen Einsamkeit den Schutz einer Hütte zu genießen.

Die Prestoyhytta liegt am Rande eines mäßig abfallenden Bergrückens. Von dieser Hütte hat man einen schönen Blick in das Flusstal, einem gekennzeichneten Naturreservat und auf die gegenüberliegenden Fjellets, die sich bis zu einer Höhe von 900 m Höhe erheben.

Wir machten uns gleich wieder voll an die Arbeit. Das WC-Häuschen musste freigeschaufelt werden, Holz musste gehackt und im Ofen Feuer gemacht werden. Sven und Moni kochten eine leckere Reispfanne mit Schinkenfleisch und Pfeffersoße. Hinterher macht Sven den Vorschlag, eine Dose Pfirsiche zum Nachtisch aus den Lagerbeständen der Hütte zu kaufen.. Da waren wir doch gleich einverstanden und jeder speiste zwei köstliche halbe Pfirsiche. Währenddessen hatte der Wind knappe Sturmstärke erreicht und heulte um die Hütte. Wir heizten ordentlich ein und lauschten nun bei Kerzenlicht unseren gegenseitigen Erzählungen von Abenteuern und Expeditionen, von Norwegen und Alaska.

Mittwoch 18. März

Start Prestoyhytta................32V 06 17400...............70 19940…......598 m Höhe
Ankunft Schulzhytta............32V 06 25867...............70 11808..........556 m Höhe
Tagestrip ca. 16 km

Wieder hat es in der Nacht kräftig geschneit. Gegen 7 Uhr morgens tanzten die Flocken aus dem eintönigen Himmelsgrau. Der Wind hatte nachgelassen. Ich schaufelte Schnee für das Kaffeewasser in den Topf. Um mich herum eine Welt ganz in Weiß ohne die geringsten Erhebungen oder Vertiefungen.

7.45 Uhr allgemeines Aufstehen. Moni meinte, das wäre entschieden zu früh. So gegen 9 Uhr saßen alle am Frühstückstisch. Aber nun ließen wir uns Zeit und sprachen über die Outdoorszene. "Kann man heute noch Geld als Abenteurer verdienen?" "Bringt die Fotografie und das Bücher schreiben genug Geld ein?" "Gibt es noch etwas zu entdecken auf dieser Erde?" Da gab es allerhand zu diskutieren und vor allem Sven kannte sich sehr gut aus.

11 Uhr marschierten wir ab. Als erstes ging es mal ca. 100 Meter tief ins Tal hinab. Mit 20 kg Rucksäckchen und Langlaufskier durch tiefen Schnee zu Tal zufahren ist ein Vergnügen, dass einige Konzentration abverlangt. Ich suchte meine Hanglinie und die Abfahrt klappte gut. Nun erwartete uns ein langer Marsch durch ein weites Flusstal und ausgedehnte Moorgebiete.

Wir waren schon eine gute halbe Stunde in dem leicht gewellten Tal unterwegs als der Wind vollends einschlief und die Temperatur auf +4 Grad C stieg. Der Schnee wurde nass und schwer und dementsprechend strengte jeder Schritt an. Es kam dazu, dass sich bei meinen drei Mitstreitern unter den glatten Skiern Schneestollen bildeten. Für sie war es fast unmöglich weiter zu laufen. Roland gefiel die Hitze gar nicht und Moni monierte ihre Stollen unter dem Ski. So entschlossen wir uns schon nach einer Stunde eine längere Pause einzulegen und die Skier neu zu wachsen.

Wegen des schweren Schnees ging ich schon mal voran und spurte in unmittelbarer Nähe des Flusses den Trail. Nach einiger Zeit sah ich nur noch eine riesige weiße Fläche, die sich vor mir ohne Höhen und Tiefen ausdehnte. Also lief ich entlang der Linie der Peilung und sah nicht, dass sich vor mir eine Senke auftat. Plötzlich fiel ich nach unten und konnte froh sein, dass es nur 2 bis 3 Meter waren.

Wir marschierten dann noch stundenlang über endlos weite Ebenen. Da die Stollenbildung trotz des Wachsen nicht in den Griff zu bekommen war, legten Moni, Roland und Sven Felle unter ihren Skiern an. Später hellte es ein wenig auf und es wurde kälter. Also wieder runter mit den Fellen. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit ließen wir den letzten Wegpunkt rechts liegen und verkürzten den Weg zur Schulzhytte. Nun ging es durch tiefen Schnee in ein bewaldetes, bergiges Gelände, das von vielen Bächen und Rinnen durchzogen war. Erst auf der letzten Wegstrecke kamen uns dann einfache Stöcke als Wegmarkierung zu Hilfe. Ziemlich erschöpft erreichten wir gegen 19 Uhr im Dämmerlicht die Schulzhytta. Das war ein knackiges Stück Arbeit, darüber waren wir uns alle einig.

Der Rest des Abends war "Bordroutine". Ach nein, nicht ganz. Sven und ich waren kurz nach unserer Ankunft auf der Suche nach einem Wasserloch. "Vintervatten" oder ähnliches stand auf einem Hinweisschild, das auf eine Wiesenmulde zeigte. Sven und ich wir gruben an der besagten Stelle ein fast 2 Meter tiefes Loch in den Schnee. Leider stießen wir nur auf harte Grasballen statt auf das rieselnde Wasser eines Baches. Etwas enttäuscht gingen wir wieder in der Hütte. Da fanden wir auf einmal in der Küche einen Hahn, aus dem das schönste, klarste Wasser sprudelte. Es schmeckte herrlich. Große Freude. Aber wo kam das Wasser her? Egal, bloß keinen Schnee auftauen müssen!

Sven machte dann doch noch einen Vorschlag, der uns die Müdigkeit vergessen ließ: "Sollten wir nicht doch auf schwedischer Seit noch zur Sylarna Hütte wandern? Zeit hätten wir doch genug." Die Gruppe sagte erst mal nicht viel. Nach dem Küchendienst war jeder froh in seinen Schlafsack zu kriechen und sich von diesem Tag zu erholen.

Bild Roland
Bild Roland
Bild Sven
Bild Sven
Bild Sven
Bild Sven
Bild Sven
Gott sei Dank, der Schlüssel passte.
Besinnlicher Hüttenabend
Gerastet zwischen kleinen Baumgruppen
Endlich, vor uns die Prestoyhytta
Sven las aus einem hundert Jahre altem Buch über die Regeln zum guten Skifahren: "Den guten Skifahrer erkennt man an seiner stilvollen Fahrweise."
Nasser, schwerer Schnee machte uns das Leben schwer
Die Schulzhytta erreichten wir in der Dämmerung
In dieser Hütte gab es fließendes Wasser, was die Küchenarbeit enorm vereinfachte
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